Bremssysteme bei historischen Fahrzeugen
Die klassische Klotzbremse hat sich interessanterweise erst sehr spät etabliert. Etwa gegen 1900 gibt es sie dann fast auf jedem Wagen. Das heißt nicht, dass sie erst so spät erfunden wurde, im Gegenteil es gab bereits viele erprobte Bremssysteme. Der selbstverständliche Einbau einer Klotzbremse, setzt sich anfangs nur sehr zögernd durch. Zuerst verständlicherweise im bergigen Gegenden ehe sie sich auch im Flachland verbreitete. Eine „Gesetzmäßigkeit“ wie heute gab es damals nicht.
Im modernen Fahrsport etabliert sich sehr rasch die hydraulische Scheibenbremse. Diese verbreitete sich auch rasch in anderen Bereichen, etwa im Lohnfuhrwerk und im Hobbybereich. Das geht soweit, dass der moderne Mensch sich Kutschenfahren gar nicht mehr anders vorstellen kann, als mit dem Vorhandensein einer Scheibenbremse. So findet man sie auch schon auf vielen historischen Fahrzeugen.
Eines ist sicher, Scheibenbremsen auf historischen alten Kutschen sind ein Stilbruch. Der Sicherheitsaspekt dazu ist ein erschöpfendes Thema. Trotzdem - Stilbruch und Stilfahren harmonieren eben nicht miteinander.
Nun gibt es eine positive Rückbesinnung, zurück zu romantischen traditionellen Kutschen und dennoch ist zu beobachten, dass man nicht auf die moderne Technik aus dem modernen Fahrsport verzichten möchte. Abgesehen davon ist das Traditionsfahren noch sehr vom modernen Fahrsport geprägt. Tradition zu bewahren ist eine Einstellungssache, bedarf einer inneren Überzeugung und Besonnenheit.
Ich war schon in den 70er Jahren, also in den Urzeiten des heutigen Fahrsports, mit dabei. Da war noch lange kein Marathonwagen im Gespräch, geschweigendenn Scheibenbremsen und es ist auch gefahren worden! Wenn ich an ungarische Gespanne denke, die hatten überhaupt keine Bremsen und waren im Fahrsport stets ganz vorne mit dabei. In den Büchern von Achenbach und Max Pape sieht man ein ganz anderes Wagenmaterial wie es heute gefahren wird. Es war dem heutigen Traditionsfahren ähnlich.
Schon in den Urzeiten des Kutschenbaues gibt es die vielfältigsten Konstruktionen von sogenannten Nabenbremsen. Zum größten Teil wurden diese Bremsen mit der Kurbel oder einem Hebel bedient. Aber es gab auch schon damals Wagenbauer die bereits Fußpedale einbauten. Fußpedale waren also bereits in Verwendung, als es lang noch keine Automobile gab.
Um in eine klassische Kutsche eine Nabenbremse mit Fußpedal einzubauen, sollten nur Vorbilder aus der Zeit des ursprünglichen Wagenbaues genommen werden.
Wir bauen und reparieren solche Band- und Trommelbremsen, die mechanisch wirken.
Jeder Einbau muss individuell gelöst werden. Wobei die größte Herausforderung immer wieder die Verbindung zwischen Naben-Bremse und Pedal darstellt. Dazu sind manche Wagen besser, andere weniger gut bis gar nicht geeignet. Die Bremswirkung ist naturgemäß sanfter als die einer modernen Hydraulikanlage und der Pedalweg länger. Vorteil ist, die alte Achse kann erhalten bleiben was wiederum wesentlich für die Erhaltung der Substanz beiträgt. Statt modernen Leitungen und die großen blanken Niro-Scheiben mit störenden Bremssättel gibt es eben ein Gestänge mehr unter dem Wagen. Es gab auch Band- und Trommelbremsen mit Seilzug wie es ein klassisches Beispiel an einer Bugatticoach zeigt.
Ich freue mich auf Ihre Anfrage! Florian Staudner 0043 664 58 48 728 info@kutschenbau.at
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